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Celler Trialog:
Antimilitaristische Stadtrundfahrt Kiel/Salzau/Laboe

Kiel ist Kriegsgebiet! – Unter diesem Motto fand am Samstag, den 12.6.2010 eine antimilitaristische Stadtrundfahrt statt, die zur (Selbst-) Information und als Beitrag zur Mobilisierung für Aktionen gegen den Anfang September in Kiel stattfindenden „Celler Trialog“, einem Treffen zwischen SpitzenvertreterInnen aus Wirtschaft, Politik und Bundeswehr, gedacht war. Neben verschiedenen Schauplätzen militaristischer Politik und Rüstungsproduktion wurde auch dem Konferenzort des „Celler Trialogs“, dem Gut Salzau im Kreis Plön sowie dem Kriegsdenkmal in Laboe ein Besuch abgestattet.

Aber der Reihe nach: Gegen 10.30 Uhr trafen sich ca. 50 AntimilitaristInnen aus verschiedenen Spektren der Kieler Linken vor der Commerzbank am  Asmus- Bremer-Platz zu einer Auftaktkundgebung. Hier wurden die TeilnehmerInnen begrüßt, einleitende Worte gesprochen und die Rolle der Commerzbank als Initiatorin und Mitausrichterin des „Celler Trialog“ thematisiert. Danach ging es zu Fuß als kleine Demonstration zum Denkmal für die Novemberrevolution 1918 und von dort aus zum militaristischen Denkmal für den Deutsch-Französischen Krieg. An beiden Orten wurden Beiträge über die Deutung und Bedeutung der Denkmäler gehalten. Ein Zwischenstopp wurde auf einer Fußgängerbrücke eingelegt, wo es einen längeren Beitrag über Kiel als Standort der Rüstungs-
produktion am Beispiel HDW zu hören gab. Weiter ging's entlang der „Kiellinie“ zum Haus des „Kieler Yacht Club“, der wegen der „kaiserlichen“ Tradition und der Verbindung zur Familie Krupp sowie zu der Firma ThyssenKrupp Real Estate (der mittlerweile wieder die pompöse Villa gehört) ins Visier der AntimilitaristInnen geriet. Nach einer Pause vor dem Landeshaus begann der zweite Teil der Tour.




Per Bus fuhren jetzt noch ca. 40 Menschen über die Zwischenstopps Tirpitzhafen und der Rüstungsschmiede Raytheon/Anschütz in der Wik zum eigentlichen  Höhe- punkt der Rundfahrt, dem Landeskulturzentrum Gut Salzau. Dort wollten sich die AntimilitaristInnen eigentlich nur entspannt mal umgucken, doch den  Veran- stalterInnen wurde im Vorfeld mitgeteilt, dass sie auf dem Gelände unerwünscht seien, zumal dort sowieso eine Hochzeit stattfinden würde. So kam es, dass der Bus schon von drei Sixpacks Polizei erwartet wurde (die übrigens schon den ganzen Tag ungefragt an der Stadtrundfahrt teilnahmen und meinten alles und jeden  be- schützen zu müssen), was aber erstmal egal war, da sowieso eine Mittagspause geplant war und Brötchen und Getränke verteilt wurden. Da aber trotzdem auch das Bedürfnis bestand sich das Gelände und das „Herrenhaus“ anzuschauen, wurden die Polizisten einfach mal am vorderen Tor stehen gelassen und einige  Anti- militaristInnen nahmen einen Seiteneingang um auf den Platz vor dem Haus zu kommen. Fototermin also doch noch geglückt. Auch der weitläufige Park hinter dem Haus wurde inspiziert und lud zu weiteren Fotoshootings ein.

Gegen 16 Uhr machten sich die gut gelaunten AntimilitaristInnen dann auf den Weg zur letzten Station, dem Kriegsdenkmal samt U-Boot in Laboe, einem Ort am Eingang der Kieler Förde. Hier war eine weitere Demonstration angemeldet, und mit ein bisschen Verzögerung machten sich mittlerweile wieder ca. 50 Leute auf den Weg vom Hafen entlang der Strandpromenade zum phallusartigen Marine-Ehrenmal. Auch vom Betreiber dieses militärverherrlichenden Ortes, dem Deutschen Marinebund e.V., bekamen die VeranstalterInnen vom „Kieler antimilitaristischen Bündnis gegen den Celler Trialog“ im Vorfeld Post. Darin behauptete der Deutsche Marinebund, dass sich das antimilitaristische Bündnis in einem Irrtum befinde, wenn es den Turm als Kriegsdenkmal bezeichnet. Es handele sich vielmehr um eine „Gedenkstätte für die auf See Gebliebenen aller Nationen“ und sei zugleich „Mahnmal für eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren“. Den Zusammenhang zwischen Marinebund, U-Boot („Außerdienststellung 8. Mai 1945“), Reichskriegsflaggen und Phallussymbol auf der einen und einer „friedlichen Seefahrt auf freien Meeren“ auf der anderen Seite konnten die fleißig filmenden Herren vom Marinebund allerdings nicht überzeugend erklären, so dass die AntimilitaristInnen doch lieber bei der Bezeichnung Kriegsdenkmal blieben.

Sowieso verhielten sich Polizei und Marinebündler alles andere als freundlich und sperrten ihren Turm mit Flatterband und Polizeikette ab. Eine diese Maßnahmen unterstützende Aktion, die Schließung ihrer Anlage mittels einer eilig erbauten Mauer, verhinderten sie jedoch mit aller Kraft. Mit dieser wurde dann allerdings das U-Boot abgesperrt, was den Militaristen aber auch nicht gefiel. So kam es dann doch noch zu einigen Gewaltausbrüchen seitens der Polizei, Menschen wurden geschubst und getreten, die Mauer fachgerecht verprügelt und zerkleinert und von einer Person die Personalien aufgenommen, weil er ein Flugblatt fliegen ließ...

Der Tag war die erste gemeinsame Aktion des „Kieler antimilitaristischen Bündnis gegen den Celler Trialog“, weitere werden folgen. Das Bündnis mobilisiert zu Aktivitäten gegen den in Kiel stattfindenden „Celler Trialog“ vom 1. bis zum 3. September 2010. Die Proteste werden mit einer antimilitaristischen Demonstration am frühen Abend des 1. September (Internationaler Antikriegstag) starten, weitere Aktionen sind in Planung.

Weitere Infos gibt es unter:

http://kein-trialog.so36.net/

http://cellertrialog.blogsport.de/

 (Bericht aus de.indymedia.org)